„Was Ihr getan habt einem oder einer unter meinen geringsten Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan.“
Leitspruch der Schwesternschaft aus der Bibel, Neues Testament, nach dem Matthäusevangelium, Kapitel 40, Vers 25
Wir, die Schwesternschaft der Evangelischen Frauenhilfe, orientieren unser Leben und Arbeiten an diesem Leitwort aus dem Matthäusevangelium. Wir sind eine Gemeinschaft aus Frauen unterschiedlicher Hintergründe und arbeiten vor allem in sozialen Berufen. Unsere Schwesternschaft fördert eine individuelle Lebensgestaltung im Sinne des Glaubens und der biblischen Botschaft.
Die Anfänge
Wiege der Schwesternschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Pommern ist das Universitätsklinikum in Greifswald, das um 1920 dringend medizinisch qualifiziertes Personal suchte. In der Hoffnung, Frauen einer evangelischen Schwesternschaft zu finden, fragten sie Prof. Eduard Alexander Freiherr von der Goltz, dem Vorsitzenden des Provinzialverbandes der Evangelischen Frauenhilfe in Pommern, um Rat. Dieser suchte erfolgreich in verschiedensten deutschen Schwesternverbänden nach Personal. Am 1. Januar 1921 nahmen 18 Frauenhilfe-Schwestern in der Chirurgischen, Medizinischen-, Hals-Nasen-Ohren- und der Hautklinik ihren Dienst auf. Ein dreiviertel Jahr später waren es bereits 80. Im Jahr 1928 arbeiteten Frauenhilfe-Schwestern auch im Krankenhaus Bergen auf Rügen, in Ribnitz, Altentreptow, Tönsheide (Schleswig-Holstein) und Ranis (Thüringen). Andere waren in Evangelischen Kirchengemeinden in Stralsund, Greifswald, Wolgast und Bergen auf Rügen als Gemeindeschwestern tätig.
Im Jahr 1933 suchte die Hansestadt Stralsund nach einer geeigneten Organisation für die Weiterführung ihrer Stiftung Knabenrettungsanstalt an der Großen Parower Straße. Die Evangelische Frauenhilfe in Pommern mit Sitz in Stettin, ergriff dankbar diese Gelegenheit und schenkte ihrer Schwesternschaft zwölf Jahre nach ihrer Gründung ein Heimathaus in Stralsund. Am 24. August 1933 übergaben die Stadtväter Gebäude und Gelände offiziell an die Schwesternschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Pommern. Mit diesem Tag änderte sich auch der Name in „Stiftung Stralsunder Schwesternheimathaus“.
Die Schwesternschaft in Stralsund
Die Frauenhilfe-Schwestern und die Oberin im Schwesternheimathaus lebten ihren Alltag miteinander und gestalteten ihr geistliches Leben mit Andachten, Bibelarbeiten und Schwesterntreffen. Sie bildeten Schülerinnen in Krankenpflege und Hauswirtschaft aus, führten Fort- und Weiterbildungen für ihre Schwestern durch und boten überarbeiteten Schwestern Ruhe und Erholung. Auch erschöpfte Mütter konnten sich im Haus erholen.
Da die Stadtväter Stralsunds einen großen Bedarf an altersgerechtem Wohnraum feststellten, fragten sie im Schwesternheimathaus nach. So eröffnete die Schwesternschaft im August 1934 in einem der vorhandenen Gebäude ein Altersheim.
1939 ersetzten linientreue Schwestern der Nationalsozialistischen Schwesternschaft (NA-Schwestern) die Frauenhilfe-Schwestern an der Universitätsklinik Greifswald und im Krankenhaus in Bergen. Im Schwesternheimathaus musste die Arbeit mit Kindern eingestellt und das Müttererholungsheim geschlossen werden.
Im Februar 1942 beschlagnahmte die NS-Marineverwaltung das Gelände und nutzte die Immobilie als Marinelazarett. Die Schwestern und alle, die mit ihnen im Haus wohnten – Schülerinnen, Heimbewohner*innen, Geflüchtete – erhielten den Räumungsbefehl. In einer Baracke auf dem Rugard in der Nähe von Bergen auf Rügen fanden sie Zuflucht.
Neubeginn der Schwesternschaft
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Im Juli 1946 erhielt die Schwesternschaft ihr Heimathaus zurück. Die Schwestern nahmen zunächst die Arbeit des Kinderheims wieder auf. Im August 1947 folgte die Eröffnung des Altersheimes.
In den 50er Jahren, nach der Gründung der DDR, musste das Kinderheim geschlossen werden. Die Erziehung der Kinder sollte fortan in staatlichen Einrichtungen passieren. Vor diesem Hintergrund nutzten besonders christliche Familien für ihre Töchter das Angebot eines pflegerischen und hauswirtschaftlichen Vorjahres im Schwesternheimathaus. Die Schwesternschaft vermittelte jungen Frauen ab 16 Jahren nach Vorjahr und Eintritt in die Schwesternschaft eine Ausbildungsstelle in einer evangelischen Einrichtung.
1957 schlossen sich die Schwesternschaften der Evangelischen Frauenhilfen der ehemals ostpreußischen und schlesischen Provinzen mit den Schwesternschaften der Evangelischen Frauenhilfen in Brandenburg und Pommern zusammen. Die Schwesternschaft der Evangelischen Frauenhilfe in den östlichen Gliedkirchen, später Schwesternschaft der Evangelischen Frauenhilfe in der DRR, wurde ein unselbständiges Werk des Kirchenbundes der Evangelischen Kirche der Union (EKU).
Im April 1960 erwarb die Schwesternschaft diese Grabstelle. Hier fanden Stralsunder Schwestern, unter ihnen die erste Oberin der Schwesternschaft in Pommern, Grete Lubenow, und die erste Oberin der 1957 zusammengeführten Schwesternschaften, Ruth von Seydlitz-Kurzbach, ihre Ruhestätten. Besonders auffällig ist das bronzene Kronenkreuz der Diakonie mit der Aufschrift „Ich weiss, dass mein Erlöser lebt“ hinter dem Grab von Schwester Margarethe Wittmann.
21. Jahrhundert
Im August 2017 gründete sich der Verein Schwesternschaft der Ev. Frauenhilfe Potsdam-Stralsund in der UEK e. V. mit Sitz im Stralsunder Schwesternheimathaus. Vorstand, Schwesternrat und Mitgliederversammlung verantworten die Arbeit der Schwesternschaft, in der selbstbestimmtes Leben und geistliche Bindung, Tradition und Innovation, Gott und die Welt unmittelbar zusammengehören. An Schwesterntagen, gemeinsamen Wochenenden und regionalen Treffen bietet die Schwesternschaft Möglichkeiten der Begegnung, des Auftankens und der geistlichen Bildung. Schwesternbriefe beteiligen die Schwestern, über geographische Entfernungen hinweg, am Leben und Geschehen der Schwesternschaft.
Noch heute arbeiten und leben Frauenhilfe-Schwestern selbständig und eigenverantwortlich an verschiedenen Wohnorten in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg, Thüringen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.